Roland Kaiser

Interview mit dem Grandseigneur des deutschen Schlagers

Roland Kaiser (66) gilt als einer der erfolgreichsten Interpreten deutschsprachiger Schlagermusik. Seit über 40 Jahren wird er auf deutschen Bühnen gefeiert, seine Fangemeinde umfasst mittler­weile drei Generationen. Seine Studioalben haben sich millionenfach verkauft, seine Live-Konzerte sind ausverkauft. Kultstatus haben mittlerweile die jährlich in Dresden stattfindenden Kaisermania-Konzerte erreicht, die in 15 Jahren insgesamt fast 400.000 Fans begeistert haben. Zudem ist Roland Kaiser stark sozial engagiert und bezieht auch zu politischen Themen klar Stellung.

Sie scheinen neue Heraus­­forderungen zu lieben. Beim Semper­-Opernball in Dresden haben Sie Ihre Premiere als Moderator gefeiert. Wie war das für Sie?
Ich habe ja schon mal  Shows gemacht. 
Das war in den 80er-, 90er-Jahren. Da war ich aber kein Gastgeber, sondern es war meine eigene Show. Beim Semper-Opernball war ich zusammen mit Sylvie Meis der Präsentator der internawtionalen großen Klassikstars und der Ehrenpreisträger. Da muss man schon das Protokoll einhalten. Das war eine sehr spannende Aufgabe, die mir Freude gemacht hat.

Eine Herausforderung ist auch ihr ­Programm für 2019: Arena-Tournee, ­TV-Auftritte, die Veröffentlichung des neuen Albums „Alles oder Dich“ und nicht zu vergessen der Dauerbrenner im Sommer in Dresden. Wie schaffen Sie so ein Programm?
Es macht mir ja Spaß. Und Dinge, die Freude machen, die belasten einen ja nicht wirklich. Ich bin ein Mensch, der ­alles sukzessive abarbeitet. Der Semper­Opernball ist abgeschlossen, anschließend habe ich mich auf mein Release-Konzert vorbereitet. Da spiele ich die Titel meines neuen Albums gemeinsam mit meiner Band fürs Fern­sehen. Das Konzert wird am 16. März in der ARD gesendet und zwei Wochen später beim MDR. Dann bereite ich mich auf die zweite Hälfte meiner Arena-Tournee vor und mache danach mein Programm für meine Sommer-Open-Airs. Und im Herbst bereite ich mich dann auf meine Tournee fürs nächste Jahr vor.

War nicht für 2019 auch ein eigenes ­Musical geplant?
Wir arbeiten daran. Aber es wird frühestens 2021 zur Aufführung kommen.

Und wie erholen Sie sich zwischen den vielen Terminen?
Wir beide sind gerne auf unserer Lieblingsinsel Sylt. Da verbringen wir gerne unsere freie Zeit.

Mit Maite Kelly haben Sie mit dem Titel „Warum hast Du nicht nein gesagt“ einen You-Tube-Hit gelandet. Wie fühlt man sich als You-Tube-Star?
Ich bin eigentlich kein You-Tube-Star. Ich bin nur ­jemand, der einen Tonträger hergestellt hat. Es ist offensichtlich ein Lied, das sich die Menschen als Video sehr gerne ansehen. Es ist so, wie es ist. Es ist angenehm, wenn sich die Leute dafür entscheiden, sich dieses Video öfter anzusehen. Es ist ja keine Missfallenskundgebung, eher das Gegenteil.

Waren Sie erstaunt, dass das Video ­mittlerweile nahezu 100 Millionen Mal geklickt wurde?
Da das Lied als Single Gold-Status erreicht hatte, was selten ist in der heutigen Zeit, war es zu vermuten, dass es gerne gesehen werden wird. Dass es diese Dimension erreicht, konnte keiner vorher ahnen. Aber es ist schön, dass es so passiert ist. Man darf nur nicht davon ausgehen, dass sich dies bei jedem Titel wiederholt.

Sie haben auch als Schauspieler Erfahrungen gesammelt und im Münster-­Tatort mitgespielt, den immerhin über 
12 Millionen Zuschauer gesehen haben.
Es war ja eher so, dass ich da mitgespielt habe  und nicht sonderlich negativ auf­gefallen bin. Schauspielerei ist etwas ­Anderes. Aber es hat mir Spaß gemacht, und es war eine ­große Freude.

Ist es möglich, dass Sie in Zukunft auf dem Traumschiff zu sehen sind?
Wie kommen Sie darauf?

Weil Florian Silbereisen das Traumschiff als Kapitän übernimmt. Wenn Florian Silbereisen morgen früh Bungee-Jumping macht, dann mache ich das ja auch nicht. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Mich hat übrigens auch noch keiner gefragt.

Mit einem Auftritt auf der Berliner ­Waldbühne haben Sie sich, wie Sie 
sagen, einen Traum erfüllt? Gibt es ­weitere Träume, die Sie sich erfüllen möchten?
Eigentlich nicht. Da bin ich ein ganz ­pragmatischer Mensch. Für mich ist ­wichtig, dass es den Menschen, die ich mag, gut geht und, dass man gesund bleibt. Ansonsten kommt das Leben schon auf ­einen zu mit Herausforderungen, Ideen und neuen ­Vorschlägen. Dann kann 
man selbst ­überlegen, ob man es macht oder nicht. So konkrete Dinge, wie ich möchte einmal unbedingt auf diesen Berg steigen, habe ich nicht.

Sie engagieren sich abseits der Bühne sehr stark für soziale Einrichtungen und medizinische Stiftungen. Gibt es eine, 
die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Nein. Es wäre nicht fair, bei so vielen ­Stiftungen, Organisationen und Vereinen, bei denen ich beteiligt bin oder teilweise 
in Funktion stehe, eine herauszuheben. ­Generell hat meine Arbeit den Schwerpunkt in Richtung Kinder, Ausbildung 
und Organspende.

Sie sind auch ein politischer Mensch. Wie wichtig ist Ihnen, zu politischen Themen Stellung zu beziehen?
Wenn mich jemand bittet, meine Meinung zu äußern, dann tue ich das. Aber ich trenne das sehr genau von meiner Konzertarbeit. Das vermenge ich nicht miteinander. Wenn ich Konzerte spiele, spiele ich Konzerte. Meine Gäste kommen dorthin, weil sie ­einen unterhaltsamen Abend erleben wollen, und den werden sie auch bekommen.

Ihnen hat eine Lungentransplantation das Leben gerettet. Derzeit wird über eine Novellierung des Organspendegesetzes diskutiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende einführen. Damit wäre jeder Bürger auto­matisch Organspender, solange er nicht ausdrücklich „Nein“ dazu sagt. Sind Sie für die Widerspruchsregelung, wie sie der Bundesgesundheitsminister vorschlägt?
Es ist schwierig, dafür eine parlamenta­rische Mehrheit zu finden. Es ist ein sen­sibles Thema. Juristen würden sagen, 
bei der Widerspruchslösung handelt 
es sich um ­einen Vertrag, der nie gewollt war. Auf der anderen Seite, so finde ich, steht ein Menschenleben über einer juristischen Betrachtungsweise. 
Es wird ­sicherlich eine Kompromiss­lösung geben müssen, die die Spendenbereitschaft erhöht.

Wäre die erweiterte Zustimmungslösung, bei der Familienangehörige einer Entnahme zustimmen oder sie ablehnen können, für Sie eine Alternative?
Das wäre schon mal eine verbesserte Form als der jetzige Status. Aber man ist derzeit in einer Kompromissfindung. Man muss abwarten. Generell muss aber was passieren. Länder wie Spanien zeigen uns, wie hoch die Spendenbereitschaft in einem ­katholischen Land Europas sein kann. Manche Menschen haben Angst, weil sie christlichen Glaubens sind und glauben, dass Organspende nicht in Einklang zu bringen ist mit der christlichen Lehre.

Wie schaffen Sie es, so viele Genera­tionen unter einen Hut zu bringen?
Ich nehme an, weil die Menschen das, was und wie wir es machen, mögen. Deswegen kommen Sie gerne wieder. Das vermute ich mal.

Auch viele junge Menschen gehen zu ­ihren Konzerten und singen ihre Lieder mit. Wie erklären Sie sich das?
Die Hinwendung zur eigenen Sprache ist in der Gesellschaft durchaus wieder zu sehen. Insofern mögen die Menschen Musik, die in deutscher Sprache gesungen wird. Das ist alles gut so. Wir arbeiten fleißig weiter und versuchen, uns ständig zu verbessern, damit wir am Puls der Zeit bleiben.

Sie haben viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten. Gibt es eine, die eine besondere Bedeutung hat?
Jede für sich habe ich dankbar entgegen­genommen und stellt für mich immer auch eine Verpflichtung dar, so weiterzumachen. Wenn man zum Beispiel eine Goldene Schallplatte oder Platin erreicht hat, ist es eine Anerkennung vom ­Publikum für das, was man gemacht hat. Mit einem Bundesverdienstkreuz oder Landesverdienstorden wird ein Mensch für sein Engagement über sein Berufs­leben hinaus geehrt.

Das Bundesverdienstkreuz ist die höchste Auszeichnung für einen Menschen, 
der sich engagiert.
Ja, das stimmt. Aber wenn beispielsweise Menschen, für die man etwas getan hat, ­einem ein Dankeschön entgegenbringen, dann kann es eine ebenso große, wenn nicht sogar eine noch größere Wirkung ­haben.

Haben Sie ein Beispiel?
Es gibt die Solidarfonds Stiftung NRW, 
bei der ich stellvertretender Vorstands­vorsitzender bin. Wir haben einen Schulpreis ins Leben ­gerufen, an dem alle ­Schulen, von der Grundschule bis zum Gymnasium, teilnehmen können. Es gibt hohe Preise, mit denen Schüler für ihr ­soziales Engagement ausgezeichnet werden. Wenn man bei den Veranstaltungen merkt, wie sich die Schüler darüber freuen, dann ist das eine direkte Antwort auf das, was man tut.

Von 1969 bis 2000 gehörte die Hitparade zum ZDF-Programm. Sie sind 1976 erstmals in dieser Kult-Sendung aufgetreten und mit 67 Auftritten der Rekordhalter. Vermissen Sie heute so ein Fernsehformat?
Nein. Alles hat seine Zeit. Die Sendung ist abgewählt worden vom Publikum. Jede Zeit hat ihre eigene Sendungen. Ich vermisse sie nicht, nein.

In der heutigen Zeit gibt es so viele Medienkanäle, die man bespielen muss. Wie schaffen Sie es, die Menschen genera­tionsübergreifend zu erreichen?
Es gibt ja viele Möglichkeiten. Die Frage 
ist auch, wie das Medium Musik in Zukunft transportiert wird. Ich habe erlebt, wie sich die Cassette verabschiedet hat oder zeitweise die Vinyl, es wird sich die CD in den nächsten drei bis vier Jahren verabschieden. Es wird in Zukunft alles Streaming und Download sein. Die Zeiten verändern sich, man muss da mitgehen, sonst bleibt man auf der Strecke.

Und das haben Sie rechtzeitig erkannt.
Man versucht natürlich, die Menschen zu erreichen, auf welchem Weg auch immer. Man wird sehen, ob das Publikum den Weg mitgeht und in Zukunft alles streamt oder downloaded. Aber, was man feststellen kann, ist, dass durch das veränderte Verhalten Richtung Streaming und Download, die Leute wieder mehr in ­Konzerte gehen, also wieder in die aktive Unterhaltung hinein. Das finde ich ganz toll, das freut mich sehr.

Reden wir abschließend über Münster. Seit 22 Jahren leben Sie dort. Was macht für Sie den Reiz dieser Stadt aus?
Münster ist eine lebenswerte Stadt, die viel Lebensqualität bietet. Es ist alles da, was eine Stadt für das tägliche Leben braucht. Dazu zählen natürlich eine gute medizi­nische Versorgung und eine gute Verkehrs­anbindung, Münster ist eine sehr grüne, gesunde und friedliche Stadt. Eine Stadt, so haben wir es erlebt, in der man angenehm Kinder großziehen kann. Münster ist eine sehr schöne Stadt.

Zur Person

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Roland Kaiser wurde 1952 als Ronald -Keiler geboren und wuchs bei einer Pflegemutter 
in Berlin auf. Nach Abschluss der Schule 
und anschließender Lehre zum Kaufmann leitete er die Werbeabteilung eines -Ber–li-ner Autohauses und wurde dann als Sänger 
entdeckt. 1974 veröffentlichte -Roland -Kaiser mit „Was ist wohl aus ihr geworden?“ seine erste Single: Ein Flop. Zwei -Jahre -später begann der steile Aufstieg. Mit -„Sieben Fässer Wein“ landete er 1977 -seinen ersten Top 10-Hit. Danach folgten 
Hits wie „Amore Mio“, „Santa Maria“, 
„Lieb mich ein letztes Mal“, „Dich zu -lieben“, -„Joana“, „Midnight Lady“, „Ich glaub es geht schon wieder los“, „Manchmal möchte ich mit dir“, „Wind auf der Haut und Lisa“, „Extreme“ oder „Warum hast du nicht nein gesagt“. Zudem textete er auch für namhafte Kollegen wie Peter Maffay, Milva, Nana Mouskouri sowie -
Karat und betätigte sich auch als Drehbuch- und Kinderbuchautor („Die Giblinge“).

Abseits der Bühne ist Roland Kaiser sozial stark engagiert. Die Themen sind eng mit seiner eigenen Biographie verknüpft. So -engagiert sich Roland Kaiser in vielen Einrichtungen für Kinder. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Organspende, welchem er sich nach seiner Lungentransplantation 2010 zuwandte.

Die Liste der Preise und Auszeichnungen ist lang. Roland Kaiser hat diese nicht nur aufgrund seiner Erfolge als Sänger erhalten, sondern auch aufgrund seines sozialen und gesellschaftlichen Engagements, beispielsweise der Verdienstorden des Landes NRW, der Albert-Schweitzer-Preis der Kinderdörfer, die Ehrenmedaille der Stadt Dresden, den Annemarie-Renger-Preis und nicht zuletzt das Bundesverdienstkreuz, das er 2017 für sein langjähriges soziales Engagement erhielt. Roland Kaiser, der seit 2002 SPD-Mitglied ist, engagiert sich aber nicht nur -sozial, sondern bezieht auch politisch klar Stellung. Für Aufsehen sorgte sein Auftritt im Januar 2015 in Dresden, als er sich bei einer Kundgebung öffentlich für Toleranz und Weltoffenheit einsetzte.

Auf Tour 2019

Arena-Tournee
15.03.    Trier, Arena
24.03.    Dortmund, Westfalenhalle 1

Open Air – Live mit Band
12.06.    
Bad Hersfeld, Sparkassen-Arena
16.08.    Butzbach, Schlosshof
17.08.    Hückelhoven, Schacht 3

Auf Tour 2020

Arena-Tournee
05.04.    Dortmund
20.11.     Oberhausen
21.11.     Köln

Weitere Tourtermine finden Sie unter
 www.roland-kaiser.de
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