Mobilitätsbildung kann nicht früh genug beginnen

Die Verkehrswende ist derzeit eine der größten Herausforderung. Hauptmotivation für die Wende ist nicht nur die Reduzierung von verkehrsbedingten Umwelt-, sondern auch Personenschäden. In der modernen Verkehrssicherheitsarbeit ist deshalb eine früh ansetzende Mobilitätsbildung ein wichtiger Baustein. Im Bereich der schulischen Mobilität gilt es, nicht nur die Grundschulen, sondern auch die weiterführenden Schulen verstärkt in den Blick zu nehmen.

Im Kleinkindalter sind Verkehrswissen und -verständnis allenfalls rudimentär entwickelt. Ab einem Alter von etwa sechs Jahren ist ein verkehrsbezogenes Gefahrenbewusstsein vorhanden. Allerdings werden Gefahren als solche erkannt, wenn sie unmittelbar vorhanden und sichtbar sind. Ab einem Alter von etwa acht Jahren entwickelt sich das vorausschauende Gefahrenbewusstsein; mit etwa elf Jahren können Kinder die grundsätzlichen Gefahren des Straßenverkehrs annähernd einschätzen. Dass die Einschätzung von Verkehrssituationen nicht einfach – und häufig hoch fehlerbehaftet – ist, zeigt sich beispielsweise auch daran, dass sogar Erwachsene Entfernungen von herannahenden Fahrzeugen oft überschätzen und deren Geschwindigkeiten häufig unterschätzen. Für Kinder ist die Beachtung des Straßenverkehrs zudem besonders schwer, da sie sich von für sie emotional bedeutsamen Personen oder Gegenständen leicht ablenken lassen. Verkehrs- und Verhaltensregeln geraten dann schnell in den Hintergrund.

Mobilitätsbildung im Elementarbereich basiert zuvorderst auf dem Zusammenspiel von Wahrnehmungs- und Bewegungsförderung. Sukzessive kommen Spiele und Übungen dazu, die einen Bezug zu Verkehrssituationen herstellen. Genau hier setzen Angebote wie die Verkehrspuppenbühnen und Jugendverkehrsschulen an. Für die Mobilitätsbildung in der Grundschule gilt, dass im Idealfall unter Mitwirkung von Kindern und Eltern sichere und „schülerfreundliche“ Schulwege erarbeitet werden. Der Erfolg solcher Maßnahmen hängt von der Mitarbeit der Eltern ab. Gerade deshalb setzt sich beispielsweise das Programm „Sicher zur Schule“ – wie zahlreiche weitere Programme auch – aus Materialien für Kinder und einem begleitenden Elternrat­geber zusammen.

Der Weg zur Kita, zur Grundschule und auch zur weiter­führenden Schule wird zu­neh­mend mit Kraftfahrzeugen von Eltern bewältigt. Grob kann angenommen werden, dass jedes zweites Kita-Kind, jedes dritte Grundschulkind und jeder fünfte Schüler an weiterführenden Schulen regelmäßig mit dem Auto gebracht wird. Das geht aus bundesweiten Befragungen der bueffee GbR hervor. Dadurch kommt es im Umfeld der Einrichtungen oft zu erheblichen Problemen. Viele Eltern handeln so, weil sie die Verkehrssituation für ihre Kinder als unsicher wahrnehmen. Ein Trugschluss. Denn der Anteil der Gefährdungen für die Kinder, sinkt, je weniger „Elterntaxis“ vor der Schule halten. Eine Lösung: Speziell ausgewiesene „Eltern­haltestellen“, die etwas vom Schuleingang ent­fernt liegen. Diese entzerren den Verkehr und geben den Kindern die Chance, zumindest die letzten Meter zur Schule selbstständig zurückzulegen. So kann die Mobilität verändert und die Verkehrs­sicher­heit an Grundschulen erhöht werden.

Zur Mobilitätsbildung in der Grundschule zählt auch die Radfahrausbildung, umgesetzt durch das bewährte Teamwork zwischen Schulen und der örtlichen Polizei. Immer häufiger wird jedoch die mangelnde motorische Fahrradbeherrschung der Kinder deutlich. Hier sollten in Zukunft Kinder und Eltern gemeinsam angesprochen werden. Eine gute Ergänzung der motorischen Bildung kann das bei Grundschulkindern beliebte Tretrollerfahren sein. Künftig soll die Fahrradnutzung auch an weiterführenden Schulen steigen. Mit Unterstützung des Zukunftsnetz Mobilität NRW wird zudem das Radfahren an Schulen durch den Wettbewerb „Schulradeln“– einen Baustein zum bestehenden kommunalen Wettbewerb „Stadtradeln“ – gefördert. Im Jahr 2021 beteiligten sich bereits 965 Schulen aus 225 Städten und Gemeinden an dieser Aktion.

Eine Verkehrssicherheitsarbeit für und mit Kin­dern muss auch Orte zum Spielen und freien Raum für Entdeckungen bereitstellen – und darüber hinaus klarmachen, dass die Mobilitätsbildung von Kindern zwar Risiken für sie im Straßenverkehr mindert, grundlegende Entwicklungsgegebenheiten aber nicht überwinden kann. Deshalb sind die Erwachsenen gefordert, sich auf das kindliche Verhalten im Straßenverkehr einzustellen. Es werden aber auch die Kommunen gebeten, für Kinder ge­eignete Räume zur Verfügung zu stellen. Daher ist jede Verkehrsberuhigung oder beispielsweise eine Spielstraße auf Zeit ein wertvoller Gewinn für die selbstständige und sichere Mobilitätsentwicklung von Kindern. In Nordrhein-Westfalen sollen alle Kinder sicher, sorglos und möglichst selbstständig mobil sein können. Das gilt für den urbanen ebenso wie für den ländlichen Raum.

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