Interview mit


Ulrike von der Groeben

Ulrike von der Groeben (65), als Ulrike Elfes in Mönchengladbach geboren, ist das, was man ein „Urgestein“ nennt. Bereits seit mehr als 30 Jahren gehört sie als Redakteurin und Moderatorin zum Team der Nachrichtensendung „RTL aktuell“. Dort präsentiert sie täglich neben Chefmoderator Peter Kloeppel den Sportblock. Dafür bekommt das Duo 2007 den Deutschen Fernsehpreis für die beste Informationssendung.

Nach dem Abitur 1975 studiert sie Germanistik und Geschichte in Münster und Aachen. Im Anschluss daran folgt ein Hörfunk-Volontariat bei RTL in Luxemburg, wo sie bereits erste Moderationen übernimmt. 1989 wechselt sie dann als Redakteurin und Moderatorin zu „RTL aktuell“.

Konstanz gibt es nicht nur im Beruflichen, sondern auch im privaten Bereich. Seit 1991 ist sie mit dem ehemaligen Judoka und heutigen Sportmoderator und Schauspieler Alexander von der Groeben verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder, Sohn Max und Tochter Carolin, die beide unter anderem als Schauspieler erfolgreich sind.

Neben Ihrer Tätigkeit als Redakteurin und Moderatorin engagiert sich Ulrike von der Groeben auch sozial. 2006 ist sie Botschafterin für die Fußball-WM 2006 der Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland, 2007 Patin für den Kölner Ehrenamtstag und 2010 Patin des Deutschen Kinderpreises von World Vision Deutschland.

2020 tritt Ulrike von der Groeben mit Valentin Lusin bei „Let‘s Dance“ an. Das Aus kommt in der sechsten Show.

Ihr voller Name ist Ulrike Gräfin von der Groeben. Werden Sie manchmal mit Ihrem Adelstitel angesprochen?
Ganz selten. Und Sie hatten es richtig gesagt. Mein voller Name ist Ulrike Gräfin von der Groeben. Es ist nämlich tatsächlich kein Titel mehr. Sondern heutzutage ist der Graf oder die Gräfin einfach nur Bestandteil des Namens. Und es wissen ganz viele Leute nicht, dass ich die Gräfin im Namen habe. Die habe ich ja auch erst eingearbeitet sozusagen, weil mein Mann ja der Graf in der Familie ist. In offi ziellen Dokumenten steht natürlich der volle Name, genauso bei den Kindern. Und ich habe es schon erlebt, wenn jemand mal meine Adresse oder Daten aufschreiben wollte und ich gesagt habe hier nehmen Sie einfach meinen Ausweis – da hatte ich auf einmal eine gewisse Unsicherheit auf der anderen Seite. Aber im Alltag kommt das nicht vor.

Sie sind in Mönchengladbach geboren. Haben Sie noch Kontakte in ihre alte Heimat?
Ja, natürlich hab ich noch Kontakt! Zwei meiner drei Geschwister wohnen ja noch da. Mein kleiner Bruder und meine Schwester. Mein Bruder ist irgendwann ins Elternhaus gezogen, nach dem Tod meiner Eltern hat er das Haus übernommen. Und meine Schwester hat da eine sehr sch.ne Wohnung. Da meine Schwester alleine lebt, kommt sie auch oft nach Köln. Uns so sehen wir uns viel und haben einen sehr schönen Kontakt. Ich habe übrigens auch einen Bruder auf Mallorca! Den besuche ich auch schon mal. Seit über 30 Jahre sind Sie als Redakteurin und Moderatorin tätig.

Gab es in dieser Zeit einen Moment oder eine Begegnung, die für Sie einschneidend waren?
Es gibt natürlich innerhalb dieser 30 Jahre in einer Nachrichtensendung und auch, wenn man die Sportnachrichten moderiert, eine gewisse Reihe von Ereignissen. Z. B. habe wir alle den Fall der Mauer nicht vergessen. Das fiel genau in die Sendezeit unserer Nachrichtensendung 1989 rein! Wie wir da so sagen und Hans Meiser damals sagte, er liest das jetzt einfach mal so, aber er versteht das so, dass die Mauer jetzt auf ist. Wir waren wirklich die ersten im deutschen Fernsehen, die das so gesagt haben.

Für mich persönlich aber die allerschönste Zeit, die ich erlebt habe, waren die vier Wochen bei der Fußballweltmeisterschaft 2006. Wir haben zwar nicht den Titel geholt, aber ich durfte die ganze Zeit die Sportnachrichten von der Fan-Meile in Berlin aus moderieren. Den ganzen Tag stand ich da und habe die Nation kommen und gehen sehen, je nach dem welches Spiel gerade auf den Leinwänden gezeigt wurde. Es war wirklich ein Sommermärchen, dieser Begriff ist so treffend und erinnert mich an so viel Schönes, das wir erlebt haben. Das ist für immer in meinem Herzen.

Sport scheint nicht nur beruflich Ihre Leidenschaft zu sein. Stimmt es, dass Sie täglich mehrere Kilometer joggen und bereits mehrere Marathons absolviert haben?
Ja es stimmt, ich habe tatsächlich einige Marathons absolviert. Und auch in recht guten Zeiten. Es ist ja so für den Freizeitläufer immer das Ziel, unter vier Stunden zu laufen. Und das ist mir in Köln dann auch bei mehreren gelungen. Ich hatte dann auch immer den Ehrgeiz, Minimum eine Minute immer schneller zu sein ungefähr von Jahr zu Jahr. Aber ich bin auch auf Mallorca gelaufen und in New York. In New York bin ich zusammen mit Peter Kloeppel gelaufen und das war dann der krönende Abschluss meiner Marathonkarriere. Dann hab ich auch gesagt jetzt kann nichts mehr kommen und jetzt ist es auch mal gut mit der Quälerei. Wobei, nun komme ich zum ersten Teil der Frage: täglich gelaufen bin ich nicht einmal in der Vorbereitung meiner Marathons. Da bin ich auch nur viermal in der Woche gelaufen, allerdings mit Steigerungsläufen und hab mich auch sonst noch fit gehalten. Heutzutage laufe ich dreimal in der Woche und mache einmal Kraftsport, ich finde das reicht.

Wie haben Sie Ihre Teilnahme an „Let’s Dance“ erlebt?
Das war tatsächlich grandios! Es war eine unglaubliche Herausforderung, das wusste ich auch vorher, ich kannte die Sendung und habe sie vorher auch geguckt. Für mich war vor allem Pascal Hens, der im Jahr vor mir dabei war und dann auch gewonnen hat, wie er angefangen hat und raus gegangen ist, alle Ehre wert. Wie man das schaffen kann, so gut tanzen zu lernen. Es ist mir dann leider nicht ganz so gut gelungen, aber ich muss sagen, es war eine wunderschöne Zeit. Vor allem, weil ich den besten Tanzpartner hatte, der Valentin Lusin, der hatte so viel Geduld mit mir. Mein Problem war nämlich nicht die körperliche Fitness, da ist auch keiner davon ausgegangen, ich war fit. Aber die Choreografi e wollte nicht in meinen Kopf, ich hatte wirkliche Muskelkater im Kopf. Hab mir wirklich viel geärgert und mich mit Valentin gestritten und er sagte das gibt es doch nicht! Du hast es doch gerade 50 mal richtig gemacht, was ist denn los? Ich sagte ich weiß es nicht, ich vergesse es. Also das ist mir sehr schwergefallen. Aber das ganze drum herum, die Klamotten, der Zusammenhalt in der Truppe – da kam ja gerade Corona dazu und wir wussten gar nicht was wird und können wir weitermachen. Wir waren ja ohne Zuschauer und in einer Blase, das war sehr herausfordernd. Aber auch das war eine Zeit die ich nicht missen möchte in meinem Leben.

Worüber können Sie herzhaft lachen?
Tatsächlich als erstes und außerordentlich laut, wenn jemand besonders schlagfertig reagiert oder mir eine Geschichte erzählt, die einfach mega komisch ist. Also immer wenn etwas unerwartet kommt, dann lache ich sehr laut. Das kennen die Kollegen auch, das ist mir jetzt auch passiert – wir haben eine Nachmittagsnachrichtensendung um 17 Uhr, hier aus der Redaktion. Und dann vergesse ich das natürlich schon mal wenn dann etwas Komisches passiert und es platzt aus mir heraus. Dann sehe ich, wie die Moderatorin zusammenzuckt und denkt: ich schon wieder. Ich lache viel und gerne, wir haben hier auch eine tolle Truppe. Viele von uns sind ja auch schon 18, 20, 25 Jahre gemeinsam am Start hier bei RTL Aktuell, das ist wirklich fantastisch. Da weiß man, wie der andere tickt. Und da wird zwischendurch natürlich auch viel erzählt und viel gelacht.

Und worüber können Sie sich maßlos aufregen?
Wenn Leute stundenlang, laut und herrisch über Dinge reden, wo du nach dem zweiten Satz schon merkst: die haben keine Ahnung davon. Wenn Leute Thesen vertreten, wo du weißt, da ist nicht wirklich hinterfragt und recherchiert. Und sie erzählen das blaue vom Himmel, beharren auf ihre Meinung und sind nicht belehrbar, ja sind nicht mal bereit, zuzuhören, wenn ihnen jemand vielleicht eine andere Sichtweise der Dinge erklärt. Und natürlich eine ungerechte Schiedsrichter Entscheidung gegen Borussia Mönchengladbach.

Wie sind Sie bislang durch die Corona-Zeit gekommen?
Wenn ich das rein persönlich sagen darf, es ging mir, wie allen anderen auch: am Anfang konnte man das alles gar nicht glauben. Meine Kinder standen mit großen Augen vor mir, wenn die zu Besuch in Köln waren und fragten: Habt ihr sowas schon mal erlebt? Ich sagte nein, eine Pandemie kennen wir nicht. Diese unfassbaren Einschränkungen. Wir alle haben dann glaube ich relativ geduldig gelernt, mit den Einschränkungen umzugehen. Ich durfte ja jeden Tag zur Arbeit, denn als Moderatorin kann man nicht im Homeoffice arbeiten. Und ich war so dankbar dafür! Ich habe in der ganzen Zeit natürlich auch sehr vielen mitgelitten mit den Künstlern, mit der Gastronomie, also viele Dinge, die auch unsere Freizeit bestimmen. Wir gehen gerne essen, wir gehen auf Konzerte. Das hat mir sehr leid getan, ich glaube da ist auch viel zu wenig getan worden, in der Richtung, was die Kultur angeht.

Sie waren als Patin der Stiftung „RTL – Wir helfen Kindern“ in Guatemala und haben eine Familie in ihrem Alltag begleitet. Mit welchen Eindrücken sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?
Ja das war wieder einmal ein Moment, um Demut und Dankbarkeit zu lernen. Die Familie, die ich kennenlernte, waren Kaffeebauern, bzw. -pflücker, die auf den Plantagen in Guatemala arbeiteten, in sehr schlecht zu erreichenden Gebieten. Ich verbrachte einen Tag mit ihnen. Sie machten sich dann ganz früh morgens auf den Weg, sie haben da ja auch viel Starkregen und es ging bergauf, es war steinig und rutschig. Sie hatten dann auch immer noch das zweijährige Baby auf dem Arm und die beiden etwas älteren Kinder gingen auch alle mit, weil die Eltern auch nicht wussten, wohin mit ihnen. Die beiden ältesten hätten schon in eine Kita oder Schule gehen können, aber das Baby wäre dann unbeaufsichtigt gewesen, während die Eltern die Bohnen pflücken mussten. Damit das nicht mehr Familien mit Kindern passiert, hat RTL zusammen mit ortsansässigen Einrichtungen eine Schule gebaut, wo auch schon Kleinkinder und jedes Alter versorgt wird. Eine großartige und wichtige Arbeit.

Und es war auch so sch.n: Als wir nach diesem Tag von der beschwerlichen Reise zurückkamen, hat die Mutter sich noch an den Ofen gestellt und Brot für alle zubereitet. Da denkt man wieder, worüber regen wir uns hier auf? Wenn mal was im Büro nicht funktioniert. Ich habe Demut gelernt.

Sie sind in diesem Jahr 65 geworden. Ist das Alter für Sie Fluch oder Segen?
Das kommt ein bisschen auf die Tagesform an. Es kommt ja nicht überraschend, man wird ja nicht 40 und dann 65. Da liegen ja 25 Jahre dazwischen, wo der Verfall nach und nach einsetzt, dann werden auch parallel die Augen schlechter. Bis jetzt erlebe ich Altern als eine rein äußerliche Erscheinung. Ich bin und fühle mich noch genauso, ich mache immer noch den selben Blödsinn. Ich feiere mit Familie und Freunden, gehe mit den Kindern aus. Also alles wie immer, nur ein bisschen ruhiger und an weniger Tagen. Aber gerade in meiner Branche, wenn du jeden Tag auf dem Bildschirm bist, denkt man schon verdammt nochmal, warum kann das nicht alles so schön und glatt bleiben. Aber das ist der natürliche Prozess. Ich habe mir gesagt, ich gehöre noch zu der Generation wo man das sehen darf. Ich bin stolz auf meine Falten.

Wie lange werden wir Sie noch bei „RTL aktuell“ sehen?
Mein Renteneintrittsdatum ist der erste März im kommenden Jahr. Und ob ich dann vielleicht noch so ein bisschen – man kann ja so schlecht auf einen Schlag loslassen – eine Woche hier und da, weitermache, überlege ich mir dann, wenn es so weit ist.

Was wird Ulrike von der Groeben machen, nachdem sie in Rente gegangen ist
Dann mache ich das, was die Leute mir jetzt schon unterstellen: dass ich jeden Tag Sport mache. Vielleicht nehme ich mir auch sonntags oder samstags frei, mal gucken. Ich habe dann ja keinen Zeitdruck mehr und werde hoffentlich so fi t sein und bleiben, dass ich immer raus kann. Ich bin einfach wahnsinnig gern an der frischen Luft. Ich werde auch meinen Mann zum Segeln begleiten. Ich werde Freunde begleiten. Ich werde natürlich mein soziales Engagement vorantreiben und mehr tun. Man braucht ein Projekt. Ansonsten all die Bücher lesen, die ich mir in den letzten Jahre habe schenken lassen. Ich freue mich wahnsinnig darauf, ehrlich. Es gibt viel zu tun!

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