Interview mit

Tom Gaebel (45), der in Gelsenkirchen geboren wurde und in Ibbenbüren aufwuchs, ist ein musikalisches Multi-Talent. Musik gehört bereits seit frühester Kindheit zu seinem Leben. Von der klassischen Frühausbildung an Glockenspiel und Flöte über Knabenchor und Geigenunterricht kommt er mit 14 Jahren zum Schlagzeug und mit 17 zur Posaune. Seine eigentliche Berufung zum Sänger entdeckt er mit Mitte 20. Das war während seines Studiums am Conservatorium von Amsterdam in Hilversum, wo er zunächst Posaune und Schlagzeug studiert und schließlich zum Jazzgesang wechselt. In diesem Fach macht er auch seinen Abschluss. Bereits während des Studiums tritt er auf dem Montreux Jazz Festival, dem Worldport Jazzfestival und dem Gooise Jazzfestival auf.

Nach dem Musikstudium in Amsterdam zieht er nach Köln und gründet 2004 seine erste eigene Big Band. Seitdem begeistert Tom Gaebel das Konzert-publikum. Auch im Fernsehen ist er ein gern gesehener Gast brilliert dort nicht nur als Sänger und Bandleader, sondern auch als Entertainer.

Sie sind in Ibbenbüren aufgewachsen und haben dort Ihre ersten musikalischen Gehversuche gemacht. Welche Erinnerungen haben Sie an Ibbenbüren?
An Ibbenbüren fand ich auch im Nachhinein toll, wieviel dort für die Jugendkultur getan wurde. Es gab ein ganz tolles Jugendzentrum, in dem die Jugendlichen mit ihren Bands auftreten und ihre ersten musikalischen Gehversuche machen konnten. Es gab viele musikalische Angebote in Ibbenbüren. Das fand ich toll. Es ist zwar eine Kleinstadt, wo aber eine Menge passierte und es viele Leute gab, die sich eingesetzt haben. Wir haben das damals sehr gerne in Anspruch genommen. Für eine Kleinstadt war es sehr außergewöhnlich, was da alles geboten wurde.

Haben Sie noch Kontakt zur Stadt?
Nur insofern, dass ich meine Mutter besuche. Ich bin im Jahr ein paarmal da, treffe mich mit der Familie, Freunden und Bekannten. Und bislang haben wir in Ibbenbüren auch jedes Jahr ein größeres Konzert gespielt. Das wird dieses Jahr wohl hinfällig sein.

Sie haben Instrumente gelernt beziehungsweise sich selbst beigebracht. Wie kamen Sie zum Gesang?
Ich habe in Amsterdam fleißig Posaune und Schlagzeug studiert. Schon damals, da war ich Mitte 20, war ich ein riesen Sinatra-Fan. Ich habe jahrelang unfassbar viel Sinatra gehört, jeden Tag viele Stunden. Ich habe mehr Sinatra gehört als Posaunisten oder Schlagzeuger; eben das, was andere so hören, wenn sie ein Instrument studieren. Ich dachte damals schon, „ach Mann wie blöd, ich interessiere mich doch mittlerweile vielmehr für Gesang, aber jetzt bin ich nun einmal Schlagzeuger und Posaunist und das mit dem Gesang bekommst du nicht auch noch zusätzlich hin“. Dann kam aber ein Mitbewohner aus der Posaunen-WG, der mich immer unter der Dusche gehört hat, wo ich lauthals Sinatra gesungen habe. Irgendwann hat er dann gesagt, „nimm doch mal Unterricht, das ist doch gar nicht schlecht.“ Und das war der Anfang. Ich bin dann zum Gesang gewechselt und habe Posaune und Schlagzeug aufgegeben. Diese Instrumente spiele ich nur noch aus Spaß und nur manchmal auf der Bühne. Ich habe quasi mit Mitte 20 mein Instrument komplett gewechselt.

Singen Sie heute auch noch lauthals unter der Dusche?
Ja, obwohl ich mich gerade ein wenig zurückhalte, weil wir unser Haus noch nicht bezogen haben. Die Zeiten sind aber auch vorbei, wo ich mir hemmungslos die Seele aus dem Leib schreie.

Das können Sie hoffentlich bald wieder auf der Bühne tun.
Ich will‘s hoffen, sonst muss ich wieder anfangen, unter der Dusche zu singen. Irgendwann will man wieder richtig singen. Das ist gerade etwas hinfällig, weil die ganzen Live-Konzerte wegfallen.

Wie kam es zu Ihrem Spitzennamen „Dr. Swing“?
Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Der tauchte irgendwann mal auf. Ich glaube, jemand dachte, ich wäre Doktor in irgendeiner Weise, bin ich aber nicht. Es gibt schlechtere Spitznamen. Ich finde den ganz witzig. Ich komme ja ganz gerne vorbei und verarzte das Publikum mit meiner Musik.

Welche Musik hören Sie privat?
Viel in der Richtung, die ich mache. Sinatra und alles, was zu der Zeit stattgefunden hat, große Bigband-Unterhaltungsmusik der 50er- und 60er-Jahre und Jazz-Swing. Ich höre mittlerweile aber auch deutlich mehr Klassik und auch Popbands. Was ich höre, ist sehr bunt gemischt.

Sinatra_Schriftzug

Hören Sie auch noch Rockmusik?
Richtig harte Rockmusik habe ich nie gehört. Also eher das, was man Pop-Rock nennt. Ich war früher schon ein Queen-Fan und höre Queen immer noch gerne. Früher habe ich nur Queen gehört, heute höre ich auch Bands, die es zu dieser Zeit gab und ähnlich waren.

Stimmt es, dass Sie ein AC/DC-Fan sind?
Das ist eher einer meiner Brüder. Ich habe durch meine drei Brüder immer sehr unterschiedliche Musik mitgehört. Es war damals die Zeit, da hatte jeder eine größere Anlage und die 
Musik laut gedreht. Deshalb war immer ein wahnsinniger Lärm bei uns im Haus, mit ganz unterschiedlicher Musik. Und mein Bruder war eben AC/DC-Fan. Daher kenne ich alle Stücke. Ich habe dann mal witzigerweise eine Swing-Version des AC/DC-Klassikers „Highway to Hell“ für Jazzkantine aufgenommen. So was macht mir viel Spaß. Sie haben einmal gesagt, Rockschlagzeuger werden zu wollen, sei ein Jugendtraum gewesen.

Wieviel Rocker steckt heute noch in Tom Gaebel?
Mir ist relativ früh klar geworden, dass ich nicht so der rockige Typ bin. Wenn ich mir alte Fotos ansehe, dann denke ich: „Ja, das war die richtige Entscheidung“. Dafür war ich einfach nicht cool genug und auch nicht rockig genug. Ich habe zwar Songs von Queen mitgespielt, sah aber aus wie so ein Landei. Ich habe den Style nicht hinbekommen wie ein Rockmusiker. Aber wenn ich heute Schlagzeug spiele, spiele ich auch noch ganz gerne andere Songs mit. Dann setze ich die Kopfhörer auf und rocke am Schlagzeug mal einen mit. Oder ich spiele irgendwelche Funk-Sachen wie von James Brown beispielsweise.

Wenn Sie am Schlagzeug sitzen, dann schlägt also Ihre rockige Ader ab und zu durch.
Auf jeden Fall.

Was tun Sie persönlich gegen den Herbst- und Winterblues?
Gottseidank ist der Herbst bislang wahnsinnig gut. Ich hatte auch viel zu tun. Die Arbeit, die mir sehr viel Freude bereitet, macht, dass ich nicht in den Blues komme. Außerdem haben meine Frau und ich im Sommer ein Haus gekauft, wo es noch viel zu tun gibt. Es muss modernisiert und renoviert werden. Mir ist es nie so langweilig geworden, dass ich mich fragte: „Was fange ich mit meiner Zeit an?“.



Was empfehlen Sie, um dem Blues zu entkommen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, draußen zu sein, tut wahnsinnig gut. Immer nur in der Bude zu hocken, macht auf die Dauer traurig und deprimiert. Ich glaube, etwas zu tun zu haben, was einem Spaß macht, und sich bewegen, das ist immer eine Hilfe gegen schlechte Stimmung – und im Winter erst recht. Helfen kann natürlich auch, schöne Musik zu hören oder mal ein gutes Buch zu lesen. Jetzt ist die Zeit für Bücher.

Was lesen Sie gerade?
Ach, ich bin vielseitig interessiert. Wenn ich in einem Buchladen bin, könnte ich mich totkaufen. Derzeit lese ich zwei oder drei Bücher quer, bekomme aber keins zu Ende gelesen. Ich muss mich dazu zwingen. Als Kind habe ich besser gelesen. Ich bin abends ins Bett gegangen mit Keksen und Milch und habe stundenlang „Die unendliche Geschichte“ gelesen. Das Buch hat mich wahnsinnig mitgerissen. Ich bin allerdings mit der Zeit ein viel nachlässiger Leser geworden. Das macht auch das Internet. Da liest man immer nur Kleinigkeiten. Sich die Ruhe für ein Buch zu nehmen, ist auch eine Kunst. Die muss ich wieder lernen.

Ihr Lieblingsbuch in der Kindheit war „Die unendliche Geschichte“. Sollte 
man dieses Buch als Erwachsener noch einmal lesen?
Bestimmt, das ist eines der Bücher, das ich immer noch mal lesen wollte. Ich möchte wissen, ob ich dieses Buch als Erwachsener immer noch so gut finde oder es mit Kinderaugen ganz anders gesehen habe. Das Buch noch einmal zu lesen, wäre eine Maßnahme.

Worüber können Sie sich aufregen?
(überlegt kurz) Am meisten über mich selbst, wenn ich dummes Zeug mache.

Zum Beispiel?
Zum Beispiel, wenn ich irgendwelche Sachen vergesse. Meine Frau macht sich schon Sorgen. Sie meint, ich wäre zerstreut. Mir geht vieles durch den Kopf, dann vergesse ich immer die gleichen Sachen. Der Klassiker ist, dass ich meine Brille suche. Ich frage mich dann: „Wie viele Orte gibt es, wo ich die Brille oder auch das Handy oder die Schlüssel hingelegt haben könnte?“ Dann rege ich mich darüber auf, dass ich das nicht hinbekomme. Meine Frau ist da viel organisierter.

Können Sie auch über sich lachen?
Grundsätzlich ist es heilsam, wenn man über sich selbst lachen kann. Das kann ich in jedem Fall. Man darf sich selbst eben nicht zu ernst nehmen. Leute, die das nicht können, die sich wahnsinnig ernst nehmen, in dem was sie tun, gehen mir auf die Nerven. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, dass man sich selber für so wichtig nehmen kann. Sich selber augenzwinkernd zu betrachten, ist auch gut für die eigene geistige Gesundheit. Ich lache aber lieber über andere Sachen als über mich selbst.

Über was?
Ich kann herzhaft lachen über amerikanischen Humor, beispielsweise über „Modern Family“ oder Komiker aus der Sinatra-Zeit. Ich finde Comedy aus Amerika einfach großartig.

Gibt es auch einen deutschen Komiker, den Sie gut finden?
Loriot, der hat eine eigene Klasse. Ich kann aber auch Schenkelklopfer-Humor wie den von Fips Asmussen durchaus etwas abgewinnen, weil der einfach so bizarr ist.

Sie sind sozial engagiert. Mit den „Bläck Fööss“ haben Sie einen Song für Moria aufgenommen und saßen zuletzt beim RTL-Spendenmarathon am Telefon.
Gibt es noch weitere Projekte?
Seit vielen Jahren haben meine Frau und ich Patenschaften für zwei Mädchen aus Peru und Afrika. Ich spende auch für alle möglichen Dinge. Ehrenamtlich tätig bin ich aber noch nicht. Ich will es aber machen und hätte auch Lust dazu, als Künstler, der in der Öffentlichkeit steht, die Bekanntheit einmal für etwas Gutes einzusetzen. Je älter ich werde, desto mehr Lust habe ich dazu.

Gerade ist Ihr Best-of-Album erschienen, das mit „das Beste aus 15 Jahren mit Neuaufnahmen alter Lieblingssongs, Features mit Jazzkantine & Co und ein paar ganz neuen Songs“ angekündigt wird. Haben Sie einen absoluten Lieblingssong?
Einer meiner Lieblingssongs ist „It‘s a good life“ von 2006, den ich für das Album noch einmal neu aufgenommen habe. Dieser ist mein bekanntester Song, dem ich auch viel zu verdanken habe.


Können Sie 14 Jahre später immer noch sagen: „It‘s a good life“?
(lacht) Ja. Ich fühle mich deutlich wohler in meiner Haut als vor 14 Jahren. Ich habe meine große Liebe geheiratet, und wir haben jetzt ein Haus. Das macht mich zufrieden. Ganz lange dachte ich, ich wäre jemand, der könnte nicht so ein Leben führen, sich niederzulassen, eine Frau heiraten. Ich dachte, ich würde unstet unterwegs und verpasse das alles. In den letzten Jahren hat es doch noch geklappt. Ich fühle mich wohl dabei, dass, wenn man wie ich als Musiker viel unterwegs ist, solche Pole zu haben. Mir geht es besser als vor 14 Jahren. Das gute Leben ist noch besser geworden.

Jubiläums-Tour 2022​

Tom Gaebel & His Orchestra​

01.04.22   
Lübeck | Musik- und Kongresshallte

02.04.22
Stade | Stadeum

04.04.22
Leipzig | Haus Auensee

05.04.22 
Dresden | Kulturpalast

19.10.22
Frankfurt | Alte Oper

20.10.22
Düsseldorf | Tonhalle

10.11.22
Bremen | Metropol Theater

11.11.22
Osnabrück | Osnabrück Halle

12.11.22
Hannover | Theater am Aegi

13.11.22
Stuttgart | Liederhalle, Hegel-Saal

15.11.22
Dortmund | Konzerthaus

17.11.22
Köln | Theater am Tanzbrunnen

18.11.22
Berlin | Admiralspalast

Weitere Infos unter www.tomgaebel.de

Menü schließen
Nach oben

Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern. Mit Ihrer Zustimmung akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies in Übereinstimmung mit unseren Datenschutzbestimmungen.

Privacy Settings saved!
Datenschutzhinweis

Wir nutzen Cookies, um Ihnen die bestmögliche Nutzung unserer Webseite zu ermöglichen und unsere Kommunikation mit Ihnen zu verbessern. Treffen Sie hier Ihre persönliche Präferenz:

Diese Cookies werden genutzt, um Funktionen der Website zuzulassen, die Ihnen eine auf Ihre Interessen zugeschnittene Nutzung ermöglichen. Des Weiteren hilft uns die Analyse des Nutzerverhaltens ebenfalls, die Qualität unserer Webseite zu verbessern.

Diese Cookies werden genutzt, um Funktionen der Website zuzulassen, die Ihnen eine auf Ihre Interessen zugeschnittene Nutzung ermöglichen. Des Weiteren hilft uns die Analyse des Nutzerverhaltens ebenfalls, die Qualität unserer Webseite zu verbessern.
  • _ga
  • _gid
  • _gat

Alle ablehnen
Alle akzeptieren