Messer-Gabel_Interview_mit_

FRANK ROSIN

Mit zwei Michelin-Sternen zählt der Dorstener
zu den besten Köchen Deutschlands

Seit 2007 ist der mit zwei Michelin-Sternen dekorierte „Gourmet-Autodidakt“, wie sich Frank Rosin selbst nennt, im Fernsehen zu sehen. Neben Auftritten in TV-Kochshows wie „Fast Food Duell“, „Hell‘s Kitchen“ und „Topfgeldjäger“ hat er seit zehn Jahren seine eigene Sendung „Rosins Restaurants“ und ist Juror der Kochshow „The Taste“. In der Sendung „Rosins Fettkampf – Lecker schlank mit Frank“ kämpfte er gegen überflüssige Pfunde und hat seitdem seine Ernährung umgestellt – mit Erfolg.Der bekennende Fan des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, dessen letztes von mittlerweile zehn Büchern 2016 unter dem Titel „Rosins Restaurants – So wird’s perfekt“ erschien, ist verheiratet und hat zwei Töchter sowie einen Sohn.

Sie gehören zu den besten Köchen Deutschlands. Ist Kochen für Sie eher Handwerk oder Kunst?
In erster Linie sollte das Kochen für uns Köche auch in Zukunft ein Beruf sein, um Geld zu verdienen. Dieses Thema wurde in den letzten 50 Jahren in diesem Kontext nicht behandelt. Kochen ist für mich in erster Linie Handwerk, was man sicherlich kunstvoll in Szene setzen kann. Aber es hat auch eine Dynamik, die Medien und andere Gruppen dieser Berufsgruppe auferlegt haben, um davon zu partizipieren. Dies hat dann auch zur Folge, dass Leute, die in keiner Weise die soziale und ökonomische Kompetenz haben, das zu beurteilen, Restaurants kritisieren, die angeblich zu teuer sind für das, was sie leisten. Am Ende des Tages ist die Gastronomie die ärmste Branche überhaupt.

Hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich etwas ­geändert?
Nein, überhaupt nicht. Der Ausbildungszustand ist zum großen Teil so dilettantisch, dass der Koch letztlich das, was er sein muss, nämlich eigentlich ein Abteilungsleiter, der auch ökonomische Fähigkeiten haben muss, in keiner Weise in der Lage ist, auszufüllen.

Über richtige und gesunde Ernährung wird erbittert gestritten. Ernährungs­varianten scheinen für viele Menschen reli­giöse Züge anzunehmen. Wie ernährt man sich Ihrer Ansicht nach richtig?
Es ist der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Passion, Geschmack und Kreativität. Man muss sich darüber im Klaren sein, das Essen und Trinken das intimste ist, was man seinem Körper zumutet. Menschen stecken sich freiwillig dreimal am Tag etwas in den Körper, um zu über­leben. Und wenn sich der Mensch dabei ­freiwillig jeden Tag zu 70 Prozent vergiftet, haben wir diesbezüglich einen Zustand der Erziehungslücken.

Gibt es für Sie „gute“ und „böse“ ­Lebensmittel?
Nein. Es gibt sicher gesündere und ungesündere Lebensmittel und alles ist eine ­Sache des Maßes und der Verhältnismäßigkeit.

Heißt das, dass alles was maßlos ist, schädlich ist und man nur die richtige Balance finden muss? Dann ist es im Prinzip egal, welche Ernährungsvariante man bevorzugt, oder?
Genau. Aber nicht nur das. Ich finde, wenn der heutige Lehrplan Fragen danach stellt, ob mein Kind Französisch, Chinesisch oder was weiß ich lernen soll, aber die Kinder morgens um 9 Uhr in der ersten Pause eine Aufback-Pizza bekommen und die Kinder nicht wissen, wie man morgens eine Stulle schmiert, dann, so glaube ich, haben wir etwas völlig falsch zusammengesetzt.

Dann ist sicherlich in den Generationen davor etwas falsch ­gelaufen, oder?
Na klar.

Was sind Ihrer Ansicht neben Maßlosigkeit die größten „Sünden“ bei der Ernährung. Sollte man auf bestimmte Dinge einfach verzichten?
Man sollte weitestgehend auf industriell, chemisch zubereitete oder ­kreierte Lebensmittel verzichten.

Ein Reizthema ist auch Zucker. Weglassen?
Auf jeden Fall. Wenn, dann sollte man Fruchtzucker oder einen sehr guten Honig verwenden, aber ansonsten ist Zucker Gift für unseren Körper.

Ist es nicht schwierig auf Zucker zu verzichten? Schließlich ist Zucker Bestandteil vieler Produkte.
Es ist nicht schwierig. Wir machen es uns nur zu einfach. Die Menschen fahren viele Kilometer, nur um das beste Öl für den ­Wagen zu kaufen, machen sich aber keine Gedanken darüber, dass die Gesundheit zu 80 Prozent von der Ernährung abhängt.

Wie bekommt man das in die Köpfe der Menschen rein?
Es ist eine Sache der Erziehung. Ganz einfach. Aber solange die Nahrungsmittelindustrie so mächtig ist, wird sich da nichts ändern. Außerdem muss man aufpassen, dass der Bürger bei aller Gehirnwäsche, die bei uns in der Gesellschaft stattfindet, nicht die Eigenverantwortung verliert.

Wäre die Verteuerung von Lebensmittel eine Möglichkeit, die Menschen dazu zu bringen, besser auf ihre Ernährung zu achten?
Auf jeden Fall. Der Döner für 1,99 steht ja nicht in unserem Grundgesetz, sondern wir kaufen den. Der Verbraucher ist schuld, nicht der Produzent. Am Ende des Tages bestimmt der Verbraucher den Markt.

Sie haben vor nicht allzu langer Zeit selbst Ihre Ernährung umgestellt. Was hat dies bei Ihnen bewirkt, abgesehen davon, dass Sie überflüssige Pfunde ­losgeworden sind?
Ich ernähre mich bewusster. Wir ernähren uns zuhause zwischendurch auch vegetarisch oder vegan. Dieses Thema steht aber nicht auf dem Plan, sondern wir kochen dann einfach fleischlos. Deftigkeit wird immer mit Fleisch in Verbindung gesetzt, aber man kann auch mit Gemüse deftig kochen.

Stichwort fleischlos ernähren: Dazu passt Ihr neues Projekt „Green Rosin“, das Sie zusammen mit Fußballprofi Max Meyer gestartet haben und das aus einem ­Sortiment nahrhafter Gerichte besteht, die fleischlos oder frei von tierischen ­Bestand­teilen sind.
Genau.

Was steckt hinter dem Konzept „Green Rosin“?
Es geht einfach darum, dass man ohne ­mo­ralischen Zeigefinger, Essen ohne Fleisch oder ohne tierische Produkte in seinen normalen Ernährungsplan integriert.

Man könnte also immer noch Fleisch hinzunehmen?
Exakt. Man muss einfach ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass man nicht jeden Tag einen Schweinebraten isst oder zum Döner-Laden geht. Aber das ist eine Sache der Erziehung.

Leben Sie jetzt auch fleischlos?
Nein. Ich esse das, was ich möchte. Es kann aber auch sein, dass ich mir beispielsweise nur ein paar Nudeln mit Gemüse mache oder Kohlrabi à la creme und ein paar ­Kartöffelchen mit braunen Zwiebeln dazu. Das ist das, was ich mag.

Neu ist auch Ihre „Low-Carb-Bibel“, ein Magazin, in dem Sie zeigen wollen, wie man mit Low Carb-Küche wirklich gesund und dauerhaft abnimmt. Sind „Green Rosin“ und die „Low Carb-Bibel“ Folgen Ihres eigenen „Fettkampfs“ und der damit verbun­denen Ernährungsumstellung?
Der „Fettkampf“ hat mich schon dazu gebracht, einfach darauf zu achten, bewusster zu werden. Und das ist auch gut, eben bewusst zu sagen: Ne, ich gehe an der Sauce Bolognese vorbei, heute ist es eben nur Tomatensauce.

Ist Ihr Lieblingsgericht vor und nach der Ernährungsumstellung noch dasselbe?
Ja. Für eine Currywurst mit Pommes könnte ich jeden um die Ecke bringen, wenn ich Hunger habe. Und Königsberger Klopse. Die sind letztlich meine kulinarische Vergangenheit. Denn meine Großmutter war auch in der Kulinarik mein größtes Vorbild, was ich allerdings erst im Nachhinein begriffen habe. ­Königsberger Klopse sind die absolute Benchmark meines Essen (lacht).

Da hat sich also nichts geändert, nur dass Sie sich jetzt bewusster ernähren.
Ich habe gelernt, nur zweimal am Tag zu essen.

Wann essen Sie dann?
Ich habe ein spätes Frühstück oder ein ­frühes Mittagessen und ein frühes Abendessen. Ich versuche 14 bis 16 Stunden nichts zu essen.

Und wie funktioniert das?
Gut, weil der Körper einfach Zeit hat, zu verdauen und dafür auch die nötige Ruhe bekommt.

Sie sind Weinliebhaber und haben auch einen eigenen Wein.
Das stimmt. Es gibt mehrere Kooperationen in verschiedenen Ländern auf dieser Welt. Ich arbeite mit Susanne Spies und ­ihrem Ehemann Alfred Voigt zusammen, dem besten Sommelièr-Paar der Welt. Sie arbeiten mit Winzern zusammen, die uns Parzellen zu Verfügung stellen. Mit der Ernte machen wir dann unsere eigenen Weine.

Und diesen Wein trinken Sie selbst gerne?
Ja (lacht), und viel zu gerne. Darum machen wir jetzt auch veganen Wein, damit ich in diesem Zusammenhang immer sagen kann: Ich habe mich heute vegan ernährt, aber mit drei Flaschen Wein (lacht).

Sie haben ein Restaurant, sind fürs Fernsehen unterwegs, schreiben Bücher und sind Unternehmer. Bleibt da eigentlich noch Zeit für Ihre zweite Leidenschaft, die Musik?
Das mache ich als Hobby. Es entspannt mich ungemein, mich auch da einer gewissen Leidenschaft hinzugeben. Ich mache das ja ohne jeden Profitgedanken.

Spielen Sie noch Golf?
Ja regelmäßig. Ich habe das Glück, wenn ich aufgrund meiner Arbeit unterwegs bin, an schönen Plätzen diesen tollen Sport ausüben zu können.

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ZUR PERSON

Frank Rosin (52), als Sohn eines Großhändlers für Gastronomiebedarf und einer ­Betreiberin eines Imbissstandes in Dorsten geboren, zählt zu den besten Köchen Deutschlands. Nach seiner Ausbildung zum Koch und anschließenden Wanderjahren, die ihn nach Spanien, Kalifornien und auf die „Sea Cloud“ führten, eröffnete er 1990 das Restaurant Rosin, wo er seit nunmehr über 25 Jahren in seiner Heimatstadt Dorsten Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt.

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ZUR PERSON

Frank Rosin (52), als Sohn eines Großhändlers für Gastronomiebedarf und einer ­Betreiberin eines Imbissstandes in Dorsten geboren, zählt zu den besten Köchen Deutschlands. Nach seiner Ausbildung zum Koch und anschließenden Wanderjahren, die ihn nach Spanien, Kalifornien und auf die „Sea Cloud“ führten, eröffnete er 1990 das Restaurant Rosin, wo er seit nunmehr über 25 Jahren in seiner Heimatstadt Dorsten Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt.

Frisch, gesund und lecker – so lautet das Motto von Green Rosin, mit einem abwechslungsreichen Sortiment vegetarischer und veganer Produkte.
Mehr Infos unter greenrosin.de

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